03.06.2004
Free Bitflows Protestdeklaration
Am ersten Tag der Free Bitflows Konferenz wurde aus aktuellem Anlass folgende Protesterklärung verabschiedet, die der US-Botschaft in Wien überbracht werden wird.
US-Sicherheitsparanoia: Keine Unterscheidung zwischen Kunst und Bioterrorismus
Gründungsmitglied des Critical Art Ensembles droht Verurteilung nach US-amerikanischem Terrorismusgesetz
Am 12. Mai 2004 wurde der namhafte Künstler und Universitätsprofessor
Steve Kurtz, der sich in seiner Arbeit intensiv mit den Implikationen
von Informations- und Biotechnologie auseinander setzt, von einem
FBI-Spezialkommando verhaftet. Die tragische Vorgeschichte
dieses Einsatzes: Kurtz' Frau verstarb am Morgen des 12. Mai völlig
unerwartet an Herzversagen. Nach der Beschlagnahmung aller
Arbeitsmaterialien erklärten die Behörden das Haus zur Gefahrenzone. Bei
den noch immer unter Verschluss gehaltenen Gegenständen handelt es sich
um handelsübliche und frei erhältliche Geräte und Substanzen, von denen
keinerlei Gefährdung ausgeht und die von Steve Kurtz seit Jahren in
internationalen Kunstausstellungen erfolgreich präsentiert werden.
Das Gründungsmitglied des renommierten Critical Art Ensembles steht nun
vor einer Anklage nach Gesetzen, die unter dem Vorwand der angeblichen
Terrorismus-Bekämpfung massiv Grundrechte einschränken. Unter dem Titel
"Patriot Act" wird nicht nur gegen MigrantInnen vorgegangen, sondern
auch gegen kritische JournalistInnen, WissenschafterInnen und neuerdings
gegen Kunstschaffende. Steve Kurtz hat die Patentierung der Biosphäre
und die Rolle der Großkonzerne öffentlich problematisiert und dabei
zuletzt die genetische Kontaminierung von Lebensmitteln untersucht. Der
Versuch, die Manipulation der Nahrungskette mit künstlerischen Mitteln
aufzuzeigen und Methoden der Bio-Industrie zu veröffentlichen, macht ihn
in den Augen der neuen Sicherheitsparanoia zum Terroristen. Konkret
droht Steve Kurtz eine Verurteilung wegen Besitzes von biologischen
Substanzen für so genannte "Nichtfriedliche Zwecke". Abgesehen vom
drohenden Freiheitsentzug ist Steve Kurtz auch vom enormen finanziellen
Aufwand dieses Verfahrens schwer betroffen.
Die Konferenz "Free Bitflows" nimmt die breite internationale
Beteiligung von KünstlerInnen, WissenschafterInnen und Kulturschaffenden
zum Anlass, um die Vorgehensweise der US-amerikanischen Justiz gegen
Steve Kurtz mit allem Nachdruck zu verurteilen. Wir fordern die
sofortige Einstellung des Verfahrens, die volle Rehabilitierung sowie
die Wiederermöglichung der künstlerischen Tätigkeit.
Original unter:
http://freebitflows.t0.or.at/declaration